PublicDomainPictures.net: Löwe beim Schlafen

Leerlaufgang

Manchen ist vielleicht noch gar nicht aufgefallen, dass zwischen den Gängen auch ein Leerlauf oder auch Freilauf genannt schlummert — ja es gibt einen und es ist auch ein Gang. Eine tolle Fähigkeit Ihres Autos sehen Sie erst im Leerlauf: Während der Motor zur niedrigsten Drehzahl fährt — mit minimalem Verbrauch — drehen sich die Räder frei. Es ist jahrelanger Automobiltechnik und Straßenbau zu verdanken, dass unsere Autos auf unseren Straßen nahezu ideal „rollen“ können. Man kann es genießen, wenn man bei 90 den Gang rausnimmt.

Wissen Sie, wie viel Benzin pro f Sekunde abfließt? Gasstellung mal Drehzahl. Und im Leerlauf ist man bei der Mindestdrehzahl und Mindestgas. Der Standgas- oder Leerlaufverbrauch eines betriebswarmen aktuellen PKW-Motors beträgt je nach Größe ca. 0,8 bis 1,5 Liter pro Stunde laut TÜV Nord zuzüglich dem Durst für Kaltstart und Zusatzverbraucher. Vor allem die Klimaanlage kann einen signifikanten Verbrauch aufweisen, je nach gefahrene Geschwindigkeit 0,3 bis 1 Liter pro 100 km laut ADAC.

Der Verbrauch bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h kostet somit zum Beispiel 2,0 Liter pro 100 km. Bei 50 km/h immer noch nur 4,0 Liter pro 100 km, auf jeden Fall weniger als im Gang mit Gas. Leerlauffahren auf einem großen Teil der Strecke wäre also ideal.

ACHTUNG:
Achtung bei Automatikgetriebe: Es wird in vielen Betriebsanleitungen davon abgeraten, während der Fahrt in den Leerlauf (N = Neutralstellung) zu schalten. Es gibt ein Ruck im Getriebe wenn man auf D schaltet, der möglicherweise schweren Schaden anrichtet.

Kann man im Leerlauf fahren? Warum kommt das nicht in der Fahrschule?

Der Unterschied zwischen Leerlauf und Motorbremse ist freilich, dass Leerlauf weiter rollt, er bremst weniger. Doch der Leerlaufgang wird kontrovers diskutiert: Viele raten ab, weil bei Schubabschaltung 0,0 Liter verbraucht wird. Also weniger als der Standgasverbrauch im Leerlauf.

Nur ganz möchte ich auf den Leerlauf nicht verzichten. Es gibt nämlich unzählige Strecken, auf denen Autos rollend ebenso schnell vorankommen, als im Gang orgelnde. Auf ebener Strecke kann man mit Leerlauf mehr Strecke machen als mit Motorbremse.

Ein Auto rollt von Tempo 80 km/h auf ebener Strecke ungefähr 1400 m aus, im Gang ohne Gas rollt er etwa 700 m. Um auf Stadtstrecken unter 8 Liter zu kommen, geschweige denn auf 6, veranstalte ich eine Leerlaufrallye — das heißt aber nicht, dass ich langsamer bin, als der Verkehr.

Bei höherem Tempo als 110 km/h wird der Luftwiderstand sehr stark, der Gewinn vor der Motorbremse wird geringer.

Es geht darum, den Motor intensiv zum Beschleunigen zu nutzen. Ist das gewünschte Tempo erreicht, schalte in den Leerlauf, wenn ...

sowieso bald wieder verzögert werden muss. Dazu im folgenden Kapitel vorausschauendes Fahren mehr.

eine beträchtliche Zeit gerollt werden kann, wenn es mittelstark herunter geht — wie inneres Blumenpflücken für Ihren Motor.

Die Fahrt mit Leerlauf wird nur unter besonderen Umständen empfohlen. Einerseits bremst sie andere aus, anderseits ist in vielen Fällen die Motorbremse überlegen. Beispielsweise sind bei hohen Geschwindigkeiten die Bremskräfte der Luftreibung so hoch, dass die Motorbremse kaum ins Gewicht fällt. Bei geringen Geschwindigkeiten bedarf die Motorbremse jedoch einen hohen Gang, deswegen wird dir Bremswirkung dramatisch größer und der Spareffekt geringer. Dort lohnt sich der Leerlauf eher. Die Wahl wird vor allem von den hinterherfahrenden Verkehr vorweg genommen, man sollte niemanden im Weg stehen. Anders ergibt sich die Lage, wenn vorne eine rote Ampel ist, die nicht bereit ist auf grün zu schalten. Dann gewinnt man durch das Anschleichen Zeit und kann mit Resttempo über die Ampel fahren.

Wo können wir rollen?

Wir sitzen hier nicht auf dem Fahrrad. Auch wenn das Gefälle schon längst genügen würde, um ohne Temposchwund zu rollen, erkennt man es oft nicht. Und nicht überall verrät uns der rot blinkende Funkturm neben der Autobahn, dass es ab jetzt runter geht.

Hier geht Probieren über Studieren: Wenn man in den Leerlauf schaltet, sieht man, ob die Tachonadel sinkt. Vorausgesetzt, man verkehrt nicht nur im Flachland, entsteht bald ein Wegenetz voller Freistrecken.

Auf unbekanntem Terrain kann auch eine Momentanverbrauchsanzeige helfen. Wenn man konstantes Tempo fährt (zum Beispiel mittels Tempomat), sinkt am Gefälle der Momentanverbrauch ab. Wenn mein Auto unter 3,5 l/100km angezeigt hat, wusste ich, dass der Leerlauf mich gleichschnell trägt und dann sank der Verbrauch auf 1,5l/h.

Bergisches Land

Bergland hört sich eigentlich nach viel Verbrauch an und ist es auch. Aber wo es hinauf geht, geht es auch irgendwann hinunter (alter Fahrradfahrerspruch)! Zum Beispiel lässt sich nach dem Tauerntunnel in Richtung Deutschland auf 10 km Länge komplett runterrollen und am Ende kann man sogar Tempoüberschuss mitnehmen. Voraussetzung ist natürlich, dass man in Leerlauf geht und nicht im Gang und Motorbremse hinunter fährt.

GEFAHR
Mit der Rollgeschwindigkeit aber nicht übertreiben! Bevor man so schnell abwärts rollt, dass man unten (oder vielleicht auch schon oben) bremsen muss, immer mit Motorbremse fahren. So wird 0 verbraucht und der Motor bremst das Auto verschleißlos.

Wenn es stark runtergeht, kann man im Leerlauf auch aus dem Stand Anfahren und beschleunigen. Solange es den Verkehr nicht behindert, besteht die Möglichkeit, das Beschleunigen in den ersten Gängen zu sparen.

Leerlauf bei niedrigen Geschwindigkeiten nutzen und wenig verbrauchen.

Beim langsamen Fahren (Parkplatz,. Stau, ...) und den niedrigen Gängen hat der Verbrauch schwer zu schlucken. Kurz beschleunigt und den Rest gerollt, erfährt der Verbrauch eine Erholung. Alternativ kann man bei niedrigem Tempo in einen höheren Gang schalten und im Standgas fahren. Viele Motoren können das bis zum 3. Gang gut, ohne abzuwürgen oder zu vibrieren.

Wer weit zurück setzt und im Rückwärtsgang den Motor heulen lässt, kann diesen Gang auch nur kurz zum Rückwärtsbeschleunigen benutzen und dann auskuppeln (so erlischt dabei das Rückfahrlicht nicht), um damit den größeren Teil der Strecke zu rollen.

Generelles zum Leerlauf

Fahren im Leerlauf ist entspannend. Das Schielen auf den Tacho ist nicht so wichtig. Es fühlt sich ungewohnt an, aber wenn man den rechten Fuß, der im Leerlauf ohne Aufgabe ist, über der Bremse hält, ist man schneller bremsbereit.

Anmerkung: Zu beachten ist: Vor dem Zurückschalten aus dem Leerlauf in den "normalen" Gang dreht der Motor langsamer als im Gang. Mit ein wenig Zwischengas kann man die Drehzahl erhöhen, um den Motor flüssig ohne einen Drehzahlsprung in den Gang einzuführen. Mit ein bisschen Übung klappt das schnell. Sonst ruckelt das Auto kurz, was die Kupplung etwas beansprucht. Hilfestellung gibt vielleicht auch die Nadel des Drehzahlmessers, die im letzten Gang oft den gleichen Winkel hat, wie die Tachonadel.

Angst vor übermäßigem Verschleiß der Kupplung durch diese Art von Schalten habe ich keine. Voraussetzung ist das das Zwischengas halbwegs richtig angewandt wird. Meine Kupplung habe ich erst bei 165.000 km gewechselt. Und dort stellten wir fest, dass die Kupplungsbeläge nicht sehr verschlissen waren.